Darum geht’s
Die norddeutsche Krabbenfischerei bekommt seit Kurzem die Auswirkungen der Corona-Pandemie zu spüren. Zwar gelten keine formalen Beschränkungen, neben dem verringerten Absatz wegen der Schließung von Restaurants bereitet aber insbesondere das Krabbenpulen ein Problem. Weil derzeit kaum Krabben in Marokko bearbeitet werden können fahren viele Boote gar nicht erst zum Fischen raus. Die Grünen wollen nun mittels einer Anfrage klären, welche Alternativen es zum Krabbenpulen außerhalb der EU gibt und welche Maßnahmen die Landesregierung zur Unterstützung der Fischereiwirtschaft plant.
Das sagen die Grünen
Miriam Staudte, Sprecherin für Fischereipolitik:
„Das Pulen in Marokko erweist sich grade als Flaschenhals für die heimische Krabbenfischerei. Wir wollen schon lange, dass dieser Sektor wieder zurück nach Niedersachsen kommt. Nicht zuletzt die mit dem Transport verbundenen Umweltbelastung sowie die Ausnutzung niedriger Lohnniveaus sollten auch unabhängig von der Krise zu einem Umdenken führen. Die Landesregierung muss Konzepte vorstellen, wie sie diesem Problem in der jetzigen Situation, aber auch langfristig begegnen will.“
Eva Viehoff, Sprecherin für Wissenschafts- und Forschungspolitik ergänzt:
„Wenn es bereits patentierte Pulverfahren gibt, die ohne Handarbeit auskommen, muss dies von der Landesregierung unterstützt werden. Wir brauchen eine solche Pilotanlage, um zukünftig komplett regional verarbeitete Krabben vermarkten zu können. Dies wäre nicht nur ein Gewinn für die heimische Wirtschaft, sondern auch für Umwelt und Mensch.“
Hintergrund
Mehrere Krabben-Erzeugergemeinschaften haben sich entschlossen vorerst einen Fangstopp einzulegen und keine Krabben mehr einzuholen. Begründet wird dieser Schritt mit der unklaren Situation in Marokko. „Wenn jetzt tatsächlich Marokko total wegbricht, dann brauchen sie auch nicht rausfahren. Wenn wir Pech haben, liegen wir die nächsten zwei, drei Monate." (Erzeugergemeinschaft der deutschen Krabbenfischer)
Seit Dezember 2019 gibt es in Niedersachsen ein Patent für eine kontaktlose Schälung von Speisekrabben. Dabei wird mittels Ultraschall der Panzer der Krabben zertrümmert. Ein Pulen von Hand ist nicht mehr erforderlich, sodass auch ein eventueller Transport ins Ausland entfiele. Dem Vernehmen nach laufen derzeit Gespräche mit dem Technologie-Transfer-Zentrum (ttz) in Bremerhaven und dem Niedersächsischen Ministerium für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz (ML) über die mögliche Entwicklung eines „Funktionsmodells“ der Anlage.